10 Schritte zur Planung einer stressfreien Mehrtageswanderung
Ahhh, diese Gelassenheit.
Oder zumindest hätte ich sie gehabt, wenn ich nicht einen Campingplatz direkt an einer Hauptstraße gewählt hätte. Oder wenn ich ein paar zusätzliche Socken mitgenommen hätte, um sie nach einem schweißtreibenden Tag auf dem Track anzuziehen. Und warte mal - hast du nicht die Zeltstangen dabei?
Planen macht vielleicht keinen Spaß, aber zumindest macht es die Wanderung angenehmer - und in einigen Fällen kann es einen vor wirklich gefährlichen Situationen bewahren.
Schritt 1: Wähle deine Wanderroute
In den meisten Fällen ist die Wahl der Wanderroute das Einfachste, was du zu tun hast.
Es gibt viele etablierte Wanderrouten auf der ganzen Welt, vom spanischen Camino über den peruanischen Inka-Trail bis hin zu den Maroon Bells in Colorado (USA), dem Overland Track in Tasmanien (Australien) und natürlich dem König aller Berge, dem Everest. Aber es gibt auch viele schöne, weniger ausgetretene Pfade, die genauso gut sind. Prüfe dazu die jeweiligen Websites der Nationalparks (z.B. Nationalpark Berchtesgaden oder Nationalpark Eifel), des BfN oder des NABU, oder, wenn du bereits on Tour bist, wirf einen Blick auf vertrauenswürdigen Reiseführer-Seiten wie Lonely Planet. Außerdem kannst du die Seite „Reiseziele“ hier auf W&O durchstöbern - dort findest du ausführliche Artikel über Wanderwege auf der ganzen Welt, die unsere Redakteure aus erster Hand getestet haben.(in Kürze!)
Bei der Wahl der Route gibt es einige Dinge zu beachten:
Entspricht sie deiner Erfahrung? Wenn du noch nie eine mehrtägige Wanderung gemacht hast und eine Reise nach Nepal planst, solltest du vielleicht vorher ein paar kleinere oder weniger anspruchsvolle Wanderungen ausprobieren. Selbst Wanderungen, die auf einer topografischen Karte flach aussehen, können hügelig und anstrengend sein, vor allem, wenn man 5 oder mehr Tage vor sich hat. Falls du gerade erst mit Mehrtagestouren startest, ist eine Wanderung mit nur einer Übernachtung eine ideale Möglichkeit, um einzusteigen.
Wo wirst du schlafen? Bei einigen Wanderungen gibt es feste Campingplätze oder sogar Hütten, in denen man übernachten muss. Bei anderen wiederum wird man in Landgasthöfen oder Teehäusern untergebracht, und wieder andere, die abseits der gängigen Pfade liegen, bieten überhaupt keine festen Schlafplätze. Sucht euch eine Wanderung aus, bei der die Schlafmöglichkeiten euren Vorstellungen entsprechen.
Was sind weitere Kriterien? Für einige Wanderungen, wie den Inkapfad und den Overland Track, erfordern eine Genehmigung, und in einigen Fällen ist es nicht erlaubt, sie ohne Guide zu machen. Vergewissere dich davon, dass die Wanderbedingungen auf der von dir gewählten Route dir zusagen.
Schritt 2: Hast du reserviert?
Es ist ja ein Spaziergang mitten im Nirgendwo, oder? Ich kann doch bestimmt einfach aufkreuzen!
Falsch! Bekanntere Wanderungen wie der Inka-Trail können ein Jahr im Voraus ausgebucht sein. Sogar für lokal bekanntere Wanderungen müssen Campingplätze im Voraus gebucht werden. Im Royal National Park, südlich von Sydney, ist es schwierig, an einem Sommerwochenende einen Platz auf dem Coast Track zu bekommen. In einigen Parks können Bußgelder verhängt werden, wenn ein Platz nicht reserviert und bezahlt wurde, also sollte man seine Hausaufgaben erledigen und sich rechtzeitig anmelden, um Enttäuschungen vorzubeugen.
Schritt 3: Wie kommst du zum Startpunkt der Wanderung und zurück?
Du musst einen Transport zum und vom Ausgangspunkt der Wanderung organisieren, vor allem, wenn es sich um eine Einweg Wanderung handelt.
Wenn du eine der berühmteren Wanderungen mit einem Reiseveranstalter unternimmst, ist das Problem gelöst. Wer auf eigene Faust unterwegs ist und eine Rundwanderung unternimmt, muss nur die Fahrt dorthin organisieren oder mit demselben Verkehrsmittel hin- und zurückfahren. Wenn du hingegen selbstständig unterwegs bist und eine Einwegwanderung unternimmst, musst du dir mehr Gedanken machen. Hier sind ein paar Tipps:
Gehe mit einem Kumpel und nimm zwei Autos. Fahrt gemeinsam bis zum Ende der Route und lasst ein Auto dort stehen, dann fahrt gemeinsam zum Start. Am Ende fahrt ihr gemeinsam zurück, um das andere Auto zu holen, und fahrt anschließend getrennt nach Hause.
Wähle eine Wanderung, die zwischen Bahnhöfen oder öffentlichen Verkehrsmitteln verläuft.
Falls du vor und nach der Wanderung reist, überlege, was du für deine Reise und was du für deine Wanderung benötigst. Kannst du deine Sachen im Hotel lassen, während du wanderst, oder in einem Schließfach am Bahnhof? Ist es möglich, Ersatzkleidung im Voraus an deine Unterkunft am anderen Ende der Wanderung zu verschicken?
Schritt 4: Bist du fit genug?
Das Wandern macht SO viel mehr Spaß, wenn man nicht die ganze Zeit daran denkt, wie sehr einem die Oberschenkel brennen.
Wenn du vorhast, eine mehrtägige Wanderung zu unternehmen, aber ohnehin nur wenig zu Fuß unterwegs bist, solltest du damit beginnen, längere Spaziergänge in deinen Alltag einzubauen - geh zu Fuß zur Arbeit oder zum Einkaufen, sofern du kannst, und erwäge, abends eine Stunde lang oder an Wochenenden auch mal länger zu spazieren. Jede Art von Spaziergang ist großartig, aber als Vorbereitung auf das Wandern ist es ideal, wenn du versuchst, auch etwas abwechslungsreiches Terrain zu intergrieren, damit sich dein Körper daran gewöhnt, auf unebenem Boden bergauf und bergab zu gehen. Je fitter du wirst, desto mehr halb- oder ganztägige Wanderungen kannst du unternehmen, und wenn deine Mehrtageswanderung eher lang ist, solltest du ein paar Übernachtungen einplanen, damit du an Vertrauen gewinnst.
UND - übe in der Ausrüstung, die du auf deiner Wanderung verwenden willst.
Das heißt, trage die Schuhe, in denen du wandern willst (mehr dazu gleich), und nimm auch deinen Rucksack mit ordentlichem Gewicht darin mit. Wenn du dich an die Last auf deinem Rücken beim Gehen gewöhnst, wird es sich auf dem Pfad viel leichter anfühlen. Das Tragen deiner Schuhe erspart dir schmerzhafte Blasen, die deine nur begrenzte Anzahl von Socken durchbluten.
Schritt 5: Welche Ausrüstung brauchst du?
Hier sind die absolut unverzichtbaren Dinge, die in deiner Wanderausrüstung nicht fehlen dürfen:
Zelt - wähle das leichteste Zelt, das du dir leisten kannst
Rucksack - groß genug, um alles, was du mitnehmen willst, unterzubringen, und einen, den du schon vorher getragen hast
Schlafsack - warm genug für die jeweiligen Bedingungen
Isomatte - möglichst kompakt und leicht
Kochutensilien - es gibt verschiedene Arten von Kochern und Brennstoffen, suche dir die für dich am besten geeigneten aus.
Unter unserer Rubrik Tipps - Wandern findest du Tipps rund um die Auswahl der besten Wanderausrüstung, außerdem kannst du dir auf unserer Seite Ausrüstung -Testberichte zu bestimmten Produkten Bewertungen durchlesen. Wir haben eine vollständige Packliste mit diesen und allen nachfolgenden Produkten hier für euch zusammengestellt.
Schritt 6: Welche Kleidung wirst du tragen?
Du brauchst nur zwei Sätze an Klamotten. Ja richtig - zwei.
Beim Wandern kommt es vor allem auf das Gewicht an, und jedes Kleidungsstück, das du einpackst, erhöht das Gewicht auf deinem Rücken. Daher solltest du dich auf das beschränken, was du wirklich brauchst: eine Garnitur zum Wandern und eine zweite, frische Garnitur zum Entspannen im Camp und zum Schlafen. Diese Regel gilt unabhängig von der Länge der Wanderung, allerdings mit einem starken Vorbehalt: Nimm bitte genügend frische Unterwäsche mit, und wenn du etwas länger unterwegs bist, solltest du vielleicht ein oder zwei zusätzliche Paar Wandersocken einpacken, falls du sie über Nacht nicht richtig trocknen kannst. Wenn man den ganzen Tag in nassen Socken wandert, kann man sich schnell Blasen, Pilzinfektionen und andere unangenehme Fußprobleme zuziehen. Hier findest du unseren Leitfaden für jedes einzelne Kleidungsstück (in Kürze).
Zusätzlich zu deiner Grundausstattung an Kleidung solltest du Folgendes in Betracht ziehen:
Badesachen, wenn du irgendwo im Warmen am Wasser unterwegs bist
Eine gute, wasserdichte Jacke, wenn die Wanderung unter kalten Bedingungen stattfindet und wenn es richtig kalt wird, Handschuhe, warme Kopfbedeckung, Schal etc.
Hut und Sonnenbrille
Wasserdichte Jacke und Hose, wenn Regen zu erwarten ist
Gummistiefel, wenn die Bedingungen schlammig werden - und vertraue uns, aus eigener Erfahrung, verzichte nicht darauf!
Und dann ist da noch das wichtigste Element deiner Wandergarderobe: die Wanderschuhe.
Suche nach stabilen Schuhen, die hoch genug sind, um den Knöchel seitlich zu stützen und die Wahrscheinlichkeit des Umknickens zu verringern (aber nicht so hoch, dass sie deine Bewegungsfreiheit einschränken). Sie sollten eine ziemlich griffige Sohle und eine relativ feste Laufsohle aufweisen. Die Innensohle sollte das Fußgewölbe ausreichend stützen. Eine vollständige Übersicht über die Auswahl der besten Wanderschuhe findest du hier (in Kürze).
Schritt 7: Wo findet man Wasser?
Dies ist eine überlebenswichtige Überlegung - nicht auf allen Strecken gibt es leicht zugängliches, sauberes Wasser.
Erkundige dich vor deiner Abreise genau über die Strecke einschließlich der Wasserquellen. Wasser kann in Bächen entlang der Strecke oder in Zisternen auf Campingplätzen gefunden werden. Wenn es nur wenige und weit auseinander liegende Wasserquellen gibt, solltest du genügend Flaschen mitnehmen, um genug Wasser von einem zum anderen Ort zu transportieren. Falls du doch an Wasser kommst, ist es unwahrscheinlich, dass es sofort trinkbar ist - nimmst du Wasserreinigungstabletten, ein Filtersystem oder einen SteriPen mit?
An manchen Orten ist überhaupt kein Wasser zu finden.
In diesen Fällen musst du dein Wasser selbst tragen, also kalkuliere dieses zusätzliche Gewicht ein und überlege dir, wie viel Wasser du pro Tag brauchst, damit du am Ende noch etwas übrig hast, falls du dich in einer Notsituation befindest. Denk dabei nicht nur an die Wassermenge, die du trinken musst - mindestens 2 l pro Tag (in heißeren Gegenden solltest du mehr trinken) -, sondern auch an das Wasser, das du zum Kochen oder Rehydrieren von Wandermahlzeiten benötigst.
Schritt 8: Was wirst du essen?
Hier gilt es, ein Gleichgewicht zwischen Ernährung und Gewicht zu finden.
Plane deine drei Hauptmahlzeiten pro Tag sowie einige nahrhafte Snacks ein - ein bisschen was Süßes nach dem Abendessen ist nach einem langen Tag auf der Strecke auch nie verkehrt. Wir empfehlen, vor dem Packen alles Überflüssige zu entsorgen, um Volumen und Gewicht zu reduzieren und die Menge an Müll, die du mitschleppen musst, zu begrenzen (verlasse die Natur immer so makellos, wie du sie vorgefunden hast). Wir raten dazu, das Menü für jeden Tag in separate Beutel zu packen, so dass du für den jeweiligen Tag einen griffbereiten Beutel hast und die anderen weiter unten in deinem Rucksack verstauen kannst.
Während es auf längeren Wanderungen verlockend sein kann, zu Konserven zu greifen, weil nichts schlecht werden kann, sind getrocknete Lebensmittel dein bester Freund, um das Gewicht auf dem Rücken zu reduzieren - bitte behalte aber im Hinterkopf, dass du dafür auch mehr Flüssigkeit zu dir nehmen musst.
Ein Beispielmenü könnte etwa so aussehen:
Frühstück: Haferflocken und Milchpulver zur Zubereitung von Porridge ODER Müsli und Milchpulver, wenn du nicht kochen willst, Teebeutel/gefriergetrockneter Kaffee
Morgentlicher Snack: Studentenfutter und Apfel
Mittagessen: Wraps oder Fladenbrot (nehme eine Packung und verwende sie über mehrere Tage) mit Thunfisch und Bohnen ODER 4 Bohnenmix für eine vegetarische Variante
Nachmittag Snack: Müsliriegel
Abendessen: Reis, Kürbissuppenpulver, getrocknete Pilze, getrocknete Erbsen für ein vegetarisches Risotto ODER Udon-Nudeln, Miso, getrocknete Sardellen (ikan bilis), getrocknete Pilze zur Zubereitung eines Udon ODER eines dehydrierten Wandergerichts.
Dessert: kleiner Schokoriegel, Tee und Milchpulver, falls gewünscht
Selbstverständlich muss das Menü an den jeweiligen Ernährungs- und Energiebedarf angepasst werden - der Hauptpunkt ist jedoch, dass sich für leichte, energiereiche Optionen entschieden wird.
Schritt 9: Wie findest du deinen Weg?
Eine Handy-App ist toll - aber was ist, wenn du mal keinen Empfang hast oder deinem Handy der Akku ausgeht?
Du solltest IMMER eine Karte deiner Route in Papierform mitnehmen, auch wenn sie nur von Google Maps ausgedruckt oder von der Website des jeweiligen Parks stammt. Außerdem solltest du einen Kompass mitnehmen - das ist zwar altmodisch, aber wenn die Technik versagt (und das tut sie oft mitten im Nirgendwo), brauchst du eine Möglichkeit, dich zu orientieren. Es ist eine gute Idee, sich vorher mit der Funktionsweise des Kompasses vertraut zu machen und die markanten Orientierungspunkte entlang der Route zu kennen - gibt es einen Fluss, dem man folgen sollte? Geht es auf und über einen Berg? Sollte das Meer immer zu deiner Rechten sein? Mit einem Gefühl für die geografische Lage der Wanderung wird dir viel früher klar, ob du eine falsche Abzweigung genommen hast.
Und stelle sicher, dass deine Karte und alle anderen wichtigen Dokumente, wie z. B. die Reservierung des Campingplatzes, in einer wasserdichten Hülle stecken - eine durchnässte Karte wird dir nichts nützen.
Schritt 10: Was ist, wenn du in Schwierigkeiten gerätst?
Wandern mitten im Nirgendwo und Überleben mit nur dem, was man auf dem Rücken trägt, birgt unvermeidlich Risiken.
Wenn du gut vorbereitet bist und einen persönlichen Peilsender oder ein Satellitentelefon bei dir trägst, tust du einen guten Schritt zur Minderung dieses Risikos - wir würden niemals ohne ein solches Gerät wandern. Sobald du ein persönliches Ortungsgerät aktivierst, empfangen die örtlichen Rettungsdienste dein Notsignal und können dich bis auf drei Meter genau orten, was deine Chancen auf eine rechtzeitige Rettung deutlich erhöht. In vielen Ländern kannst du deine Wanderung auch beim lokalen Park oder bei der Polizei registrieren lassen, also erkundige dich rechtzeitig, ob das möglich ist. In jedem Fall solltest du deine Route und den vorgesehenen Zeitplan mit einem Familienmitglied oder einem Freund teilen. Falls du nicht zur vereinbarten Zeit zurück bist, können diese Personen Alarm schlagen und den Rettungsdiensten mitteilen, wo sie zu suchen haben.
Für ausführliche Überlebenstipps lies unseren Ratgeber zum Überleben hier (in Kürze).